In Sachen mobiler Websites von Verkehrsbetrieben hat sicher jeder schon die ein oder andere – vermutlich eher negative – Erfahrung gemacht. Das Angebot des HVV (Hamburger Verkehrsverbund) ist beispielsweise gefühlt die Hälfte der Zeit nicht verfügbar und absolut nutzerunfreundlich in der Navigation (immerhin gibt es eine größtenteils brauchbare App), der RMV (Rhein-Main-Verkehrsverbund) überzeugt ebenfalls nicht gerade durch übersichtliche und nutzerfreundliche Gestaltung.
Auch der VVS (Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart) bildet – zumindest auf den ersten Blick – im Alltagstest keine Ausnahme, was die User Experience betrifft.
Die Quahl der Wahl: Optionenvielfalt auf mobiler Startseite
Beim Aufruf der Website unter www.vvs.de mit dem Smartphone landet man zunächst auf folgender Seite:
Hier muss der Nutzer erst einmal überlegen, was er eigentlich will bzw. welche der zur Auswahl stehenden Optionen dieses Bedürfnis erfüllen könnte. Zunächst stellt sich die Frage, ob überhaupt so viele Möglichkeiten aufgeführt werden sollten. Wenn ein Smartphone-Besitzer die Seite öffnet, sollte defaultmäßig erst einmal die mobile Seite ausgespielt werden. Wer stattdessen lieber die „normale“ Variante für den Desktop mag, sollte diese dann von der mobilen Seite aus über einen entsprechend gekennzeichneten Link erreichen können. Häufig wird dies über einen Verweis am Seitenende gelöst. Im Fall von VVS gibt es hierzu den Link „VVS Internet Angebot“, der zum einen sehr prominent platziert ist, zum anderen aber nicht deutlich macht, was den Nutzer nach dem Klick erwartet.
Die Seite, welche sich hinter dem Link „HandyTicket kaufen“ verbirgt, stellt sich als Informationsseite heraus, wobei zunächst eine Anmeldung erforderlich ist. Dort werden wiederum zwei verschiedene Seiten verlinkt, wodurch der Prozess auf den ersten Blick ziemlich kompliziert und verwirrend wirkt:
Des Weiteren werden direkte Links zu den Apps für Apple und Android geboten. Hierbei werden die Vorteile aber nicht wirklich herausgestellt, welche die Nutzung im Vergleich zur mobilen Website mit sich bringt. Den Abschluss bildet ein Link zu einer Informationsseite zum gesamten mobilen Angebot des VVS.
Anwendungsfälle: Was ist typisch, was eher nicht?
In dem Anwendungsfall, der auf diese Seite führte, war die Intention, eine Fahrplanauskunft zu erhalten. Ich stelle nun einfach einmal die These auf, dass dies (möglicherweise auch ergänzt um den Wunsch eines Fahrkartenkaufs) das Hauptanliegen der Nutzer ist, die via Smartphone auf die Seite kommen.
Nutzer, die also ein ganz einfaches Bedürfnis haben, sehen sich mit einer Landingpage konfrontiert, die viel zu viele Möglichkeiten bietet und weder klare Informationen noch eine sinnvolle Priorisierung der verfügbaren Optionen bietet.
Wäre es daher nicht sinnvoller, direkt die mobile Seite auszuspielen, um so der breiten Masse auf direktestem Wege zum Ziel zu verhelfen? Ergänzt um die Möglichkeit für Sonderfälle, die kurz und verständlich angeteasert werden und die Alternativen aufzeigen, könnte der Einstieg deutlich einfacher gestaltet werden.
Nach der Auswahl „Mobile Fahrplanauskunft“ gelangt man nicht etwa zur mobilen Fahrplanauskunft, sondern zu einer weiteren Zwischenseite.
Hier gilt es, sich zwischen der Version für „moderne Smartphones“ (Was genau ist ein unmodernes Smartphone?) und jener für „herkömmliche Mobiltelefone“ zu entscheiden. Zudem stehen erneut Links zu den Apps bzw. App Stores und zum HandyTicket-Kauf bereit. Der Klick „Zur VVS Homepage“ führt zurück zur mobilen Einstieggseite.
Nach dem Klick auf „Weiter“ (ein beschreibenderer Linktext wäre ebenfalls wünschenswert gewesen) landet man endlich auf der mobilen Fahrplanauskunft des VVS mit einer durchaus ansprechend gestalteten Einstiegsseite.
Folgende Punkte fallen bei der Bedienung der mobilen Fahrplanauskunft von VVS auf:
- Haltestellen „Von“ und „Nach“ lassen sich mit Suggestions einfach und bequem nach der Eingabe weniger Anfangsbuchstaben direkt auswählen
- Ungewöhnliche Gestaltung der Zeitpunktauswahl – normalerweise wird hier oft mit dem Rad, über das die einzelnen Elemente Datum, Stunde und Minute ausgewählt werden können, gearbeitet (wie auch im folgenden Beispiel der HVV-App). Im Gegensatz dazu verwendet der VVS „+“ und „-“ als Anpassungswerkzeug, was zunächst nicht erwartungskonform, aber eigentlich durchaus relativ intuitiv ist.
Verbindung suchen auf der VVS-Seite
Verbindung suchen in der HVV-App
- Nach Auswahl einer Fahrt kann man verschiedene verfügbare Tickets (Einzel-, Kinder-, Gruppen-, Tagesticket) ansehen, auswählen und bei SSB direkt kaufen, wobei sich dieses Fenster in einem neuen Tab öffnet
- Häufig gesuchte Verbindungen sind leicht zu erreichen durch die Darstellung des Verlaufs der gesuchten Strecken
- Einfache Auswahl der Startposition durch Ortungsfunktion möglich
- Informationen zu Haltestellen und Linien unter einzelnen Reitern, aktuelle Nachrichten, Störungen und Fahrplanänderungen ebenfalls direkt eingebunden
Wenn man es also erst einmal zur mobilen Fahrplanauskunft geschafft hat, ist eigentlich alles ganz einfach, auch wenn vielleicht noch eine Gesamtübersicht des Streckennetzes insbesondere für Ortsfremde zur Übersicht hilfreich wäre.
Fazit zur mobilen Website und Fahrplanauskunft der VVS
Bis man es aber geschafft hat, ist es ein langer und mühsamer Weg. Auch wenn ein Großteil der Nutzer, insbesondere solche, die aus der Region stammen, sicherlich die Apps für Apple oder Android nutzen, sollte man Aufbau, Gestaltung und Nutzerführung der mobilen Website ein wenig einfacher und intuitiver gestalten.
Dies gilt explizit nicht nur für den hier betrachteten VVS, sondern lässt sich auch auf zahlreiche andere Verkehrsbetriebe übertragen. Zu betonen ist hier, das insbesondere in diesem Bereich die mobile Seite sehr wichtig ist, da viele Nutzer eben von unterwegs aus auf den Service zugreifen und dass es daher dringend erforderlich ist, diesem Nutzungsszenario bestmöglich gerecht zu werden.