Die Re:Publica 11 in Berlin ist vorbei, das Klassentreffen der digitalen Gesellschaft zu Ende. Zu viert sind wir nach Berlin gefahren, um spannende Vorträge zu sehen und tolle Leute zu treffen. Nicht alle Erwartungen wurden von der Konferenz über Blogs, soziale Medien und die digitale Gesellschaft erfüllt. Aber es gab Lichtblicke.
Open Data ein zentrales Thema
Da wäre zum Beispiel eine Session mit dem Thema „Open (Government) Data“ von Rufus Pollock. Er führte aus, dass Daten immer dann gesammelt werden, wenn ein Bedürfnis befriedigt werden soll. Sei es der Staat, der Daten sammelt um Steuern zu berechnen oder der Kartendienst, um seine Karten zu verbessern. Immer steht ein Bedürfnis hinter den Daten.
Doch können mit den Datenmengen, die bereits in öffentlichen Institutionen vorhanden sind, viel mehr Bedürfnisse gestillt werden. Die Gemeinschaft kann mit offenen Daten schnelle und gute Lösungen für Probleme erstellen. Open Knowledge bietet die Möglichkeit, bisher ungenutztes Wissen zu entfalten.
Kritischer Blick auf die Nutzungsbedingungen von Social Networks
Eine der spannendsten Keynotes hat Jillian C. York gehalten. Sie hat die Probleme analysiert, die sich aus den Nutzungsbedingungen (Terms of Service bzw. Policies) der Social Networks ergeben. Mit vielen realen Bespielen hat sie aufgezeigt, dass die vorhandenen Nutzungsbedingungen nicht immer nützlich sind und Menschenrechte nicht immer gewahrt sind. Problematisch wird dies insbesondere dann, wenn Profile von Aktivisten auf Facebook gelöscht werden. Das passiert, wenn Aktivisten zu ihrer eigenen Sicherheit nicht den richtigen Namen sondern ein Pseudonym angegeben haben.
In einem anderen Beispiel nahm Jillian Bezug auf die Revolutionen in der arabischen Welt. Das Problem war, dass Youtube Videos löscht, in denen Gewalt vorkommt. Doch lässt sich das bei der Dokumentation von Protesten nicht vermeiden. Daher sei es wichtig, so Jillian, den Videos in Titel und Beschreibung einen Kontext zu geben. Dann werden diese auch nicht gelöscht.
Größtes Manko, welches Jillian neben den inhaltlichen Schwächen ausgemacht hat, ist die Sprache. YouTube kann in 80 verschiedenen Sprachen genutzt werden, die Nutzungsbedingungen sind aber nur in sieben Sprachen verfügbar. Arabische Nutzer sehen die Terms of Serice zwar rechtbündig, aber auf englisch und nicht arabisch.Viele Nutzer wissen also nicht, was sie dürfen und was nicht.
Doch hatte Jillian auch ein positives Beispiel dabei. Die Nutzungsbedingungen von Flickr.com sind sehr schlicht gehalten. Zwei Oberpunkte: „Was Sie tun sollten“ und „Was Sie nicht tun sollten“. So einfach geht es auch.
Von Trollen und Sascha Lobo: Trollforschung
Highlight des ersten Tages waren die „Jüngsten Erkenntnisse der Trollforschung“ von Sascha Lobo. Ein witziger Vortrag über Störer im Internet, wie man sich gegen sie wehrt und warum sie wichtig sind. Lobo hält Trolle für wichtig, weil sie die Gemeinschaft im Ökosystem stärken. Aber dennoch hat er einige Strategien gegen Trolle aufgezeigt. Der Vortrag „Jüngste Erkenntnisse der Trollforschung“ kann auf Vimeo komplett angesehen werden.
Lippenleserin Julia Probst begeistert das Publikum
„Blogger im Gespräch“ kann zweifelsohne als das Top Panel des zeiten Tages bezeichnet werden. Doch eine Bloggerin stach die anderen bei weitem aus: Julia Probst. Auf Twitter ist sie bekannt als @EinAugenschmaus und auf ihrem Blog „Mein Augenschmaus“ beschäftigt sie sich mit der Barrierefreiheit der Medien. Ihr großes Anliegen sind die Untertitel im deutschen Fernsehen.
Lippenleserin Julia Probst auf der Re:Publica 11Bekannt geworden ist sie aber durch ihren @Ableseservice auf Twitter, der mittlerweile zu @adidasfussball umgezogen ist. Während der WM hat sie Jogi Löw und seinen Jungs von den Lippen gelesen und darüber getwittert. Doch auch Politiker analysiert sie, hat sie doch ein besonderes Gespür für Körpersprache. Unterhaltsam hat sie die Gebärden für Angela Merkel, Guido Westerwelle und auch Karl-Theodor zu Guttenberg dem Publikum gezeigt. Julia hat wirklich begeistert und auch ohne Kenntnisse der Gebärdensprache konnte man sich mit ihr gut Unterhalten. Berührungsängste fehl am Platze.
Das Internet als Gesellschaftsbetriebssystem
Die wohl inspirierenste Keynote hat Prof. Gunter Dueck über „Das Internet als Gesellschaftsbetriebssystem“ gehalten. Das Internet speichert unser gesamtes Wissen. Das macht in vielen Berufen Probleme, da durch ein wenig googeln das Wissen jedem zugänglich ist. Professionals müssen sich also durch andere Attribute als Wissen auszeichnen. Für Dueck ist klar, dass in Zukunft nur Können zählt – da Wissen im Internet, dem Betriebssystem gespeichert ist.
Er sieht das Internet als Grundlage, auf der alle anderen Bereiche des Lebens aufsetzen. Daher plädiert er für flächendeckendes 10GBit Internet. Nur so können zukünftig Services umgesetzt werden, die hohe Bandbreiten brauchen. Denn schon heute könnte vieles aus den Bereichen Medizin, Industrie, Energie, Bildung, Sicherheit etc. verbessert werden. Doch allein das fehlende Internet ist schuld, dass dies noch nicht umgesetzt werden kann.
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