„Podcasting ist den Kinderschuhen entwachsen und in die Pubertät gekommen“ – dieses Resümee zieht Harald A. Summa, Geschäftsführer des eco Verbandes der deutschen Internetwirtschaft, aus dem ersten deutschen Podcast-Kongress.

„Die technischen Grundlagen sind geschaffen, jetzt ist die Branche dabei, sich zu formieren, Sendeformate auszuprobieren, Geschäftsmodelle auszuloten und ihr Publikum zu finden“, sagt eco-Chef Harald A. Summa.

Das Marktpotenzial für Podcasting ist nach Darstellung von eco vorhanden. 11 Millionen MP3-Player sind allein in Deutschland in Umlauf, knapp 11 Millionen DSL-Anschlüsse stehen zum Download der Audio- und Videoproduktionen zur Verfügung. Neben der technischen Infrastruktur ist die Bereitschaft der Verbraucher entscheidend: Rund 14,4 Millionen Stunden verbringen die Deutschen jeden Tag im Auto oder im öffentlichen Nahverkehr. In dieser Zeit besteht die Wahl zwischen nichts tun, lesen (nicht im Auto), telefonieren (begrenzt im öffentlichen Nahverkehr) oder hören (Radio, MP3; über Kopfhörer immer möglich).

Im Durchschnitt ist jeder Deutsche eine Stunde und 21 Minuten auf dem Weg zum Arbeitsplatz und zurück unterwegs. „Diese Leerzeiten sind die idealen Träger für Podcasting, weil der Verbraucher das Podcasting an seine persönliche Zeitplanung anpassen kann“, sagt eco-Geschäftsführer Harald A. Summa. Er verweist auf Schätzungen, nach denen bis 2010 zwischen 60 und 70 Millionen Postcast-Hörer weltweit und etwa 3 Millionen in Deutschland prognostiziert werden.

Im letzten Jahr wurden hierzulande rund eine halbe Million regelmäßige Podcast-Hörer gezählt. Der typische Podcast-Nutzer ist männlich, knapp 30 Jahre alt, überdurchschnittlich gebildet, lebt mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit als Single, verdient überdurchschnittlich gut, hat acht Podcasts abonniert und lauscht rund dreieinhalb Stunden pro Woche einem Podcast.

Der Podcast-Markt teilt sich in Coporate und Public mit sehr unterschiedlichen Geschäftsmodellen. Corporate-Podcasts werden üblicherweise von Unternehmen im Rahmen ihrer eigenen Marketingaktivitäten erstellt und finanzieren sich daher überwiegend aus dem Werbebudget. Schwieriger ist es offenbar beim Public-Podcasting, bei dem sich die Anbieter in der „Pubertätsphase“ befinden. Ziel ist es vielfach, die Werbebranche davon zu überzeugen, dass Podcasts mit je nach Thema Reichweiten von bis zu einer halben Million Downloads ein veritables Werbemedium darstellen. Dabei kristallisieren sich derzeit Werbepreise zwischen 40 und 42 Dollar TKP (Tausenderklickpreis) heraus, hat der Podcast-Kongress zutage gefördert.

Ein wesentlicher Schub bei der Vermarktung wird erwartet, wenn es gelingt, mit der Rechteverwertungsgesellschaft GEMA eine Vereinbarung über die Musiknutzung in Podcast zu schließen. Dadurch könnten die Podcastproduktionen mit populären Musikclips aufgewertet werden, um die Reichweiten zu erhöhen. Bislang wird der Podcast-Markt vor allem aus der Ausrüstung und Dienstleistungen für die Produktionsfirmen (Studio-Equipment, Hosting etc.) und Endgeräten (MP3-Playern) zusammengesetzt und erreicht je nach Definition ein Volumen zwischen 140 Mio und 11 Mrd Dollar. Dabei sind allerdings Gerätschaften und Dienste mitgezählt, die primär zur Medienproduktion und zum Musikhören dienen und lediglich potenziell auch für Podcasting nutzbar sind.

„In der momentanen Orientierungsphase muss der Podcasting-Markt vor allem belastbare Geschäftsmodelle entwickeln und dann beim Verbraucher die Einstiegshürde so weit senken, dass es zu einem ersten Mal kommt. Das positive Ersterlebnis in der Pubertät stellt die entscheidende Voraussetzung dafür dar, dass der Podcasting-Markt im Laufe der nächsten Jahre erwachsen und damit zu einem Massenphänomen wird“, sagt Verbands-Geschäftsführer Harald A. Summa. Podcasting ist nach Analyse von eco ein Bestandteil der Evolution des Internet zum Web 2.0, also dem Netzwerk der persönlichen Kontakte (Social Web), zu dem beispielsweise auch Blogging zählt.