Albert Warnecke ist Gründer von Klickbetrug.de, der hier seine Erfahrung aus mehr als zwölfjähriger Tätigkeit im Online-Geschäft einbringt: 1993 gründete und betreute Warnecke für das Windows Magazin des Ziff Davis-Verlags den Online-Auftritt in CompuServe. Anschließend war er beim DMV-Verlag als Abteilungsleiter zuständig für den inhaltlichen Aufbau und die technische Konzeption der Online-Auftritte des gesamten Verlages in T-Online, AOL, CompuServe und im Internet. 1997 wurde Warnecke von der Yahoo! Europe Inc. ins Gründungsteam der Yahoo! Deutschland GmbH berufen. Als Senior Producer verantwortete er die Konzeption und technische Umsetzung sämtlicher neuer Produkte auf nationaler Ebene sowie die Weiterentwicklung bestehender Angebote auf europäischer Ebene. Nach der Pionierarbeit in der Produktentwicklung wechselte Warnecke in den Vertrieb der Yahoo! Deutschland GmbH und war dort auf europäischer Ebene verantwortlich für die technische Vertriebsunterstützung.

werbeanzeige.de: Herr Warnecke, was versteht man unter Klickbetrug und welche Formen von Klickbetrug gibt es?

Albert Warnecke: Beim Klickbetrug geht es darum, auf möglichst viele Werbemittel zu klicken und so hohe Zugriffszahlen und somit Kosten zu verursachen. Es wird nicht in der Absicht geklickt sich zu informieren oder etwas zu kaufen, sondern es geht einzig und allein um das massenhafte Erzeugen von kostenpflichtigen Klicks. Betroffen sind sämtliche Textanzeigen, die bei Vermarktern wie Google, Overture und Miva laufen aber auch Partnerprogramme (Affiliates), die pro Klick vergüten, sind betroffen.

Klickbetrug kommt grundsätzlich in zwei Varianten vor. Bei der ersten Variante klickt jemand auf Ihre Werbung, sie es die Konkurrenz oder ein betrügerischer Webmaster, der sich die Taschen auf Ihre Kosten füllen will. Wenn Sie diesem Klickbetrug auf die Spur kommen, dürften Sie gute Chancen auf eine Rückerstattung seitens des Suchmaschinenbetreibers haben. nWenn es sich um einen Profi handelt, werden Sie es aber schwer haben, diesen Betrug nachzuweisen.

Die zweite Methode des Klickbetrugs macht sich die Tatsache zunutze, dass Google die Rangfolge der Werbeplätze nicht nur aufgrund des Klickpreises festlegt, sondern auch den Erfolg – also die Klickrate – eines Werbemittels einbezieht. Für die Nutzer uninteressante Anzeigen verschwinden so aus dem System, selbst wenn der Werbetreibende bereit ist, eine Menge Geld für jeden Klick zu zahlen. Google verlangt, dass das Werbemittel ganz oben auf der Seite mindestens eine 0,5%ige Klickrate bringt.

Es gilt also die Klickrate der Konkurrenz gegen Null zu treiben und diese so aus dem System zu verdrängen. Dazu wird die eigene Kampagne kurzfristig ausgesetzt und dann wird der entsprechende Suchbegriff eingegeben. Wieder und wieder und wieder… Jedes Mal erscheint die Suchergebnisseite mit der Werbung der Konkurrenz, die aber nicht geklickt wird. Jeder Seitenaufruf ruiniert die Klickrate der Konkurrenz ein bisschen mehr. Bei 1.000 Seitenabrufen liegt sie im Promillebereich, bei 10.000 Seitenabrufen sind es Zehntelpromille und bei 100.000 Seitenabrufen ist die Klickrate praktisch gleich null.

Nun geschwind wieder die eigene Kampagne aktiviert, die sich natürlich an die Spitze setzt, selbst wenn Sie nicht den höchsten Klickpreis zahlen. Clever, clever und juristisch äußerst schwer zu belangen, man wird ja noch mal ein paar Suchergebnisseiten aufrufen dürfen…

Die Gründe für den Klickbetrug sind vielfältig. Webmaster, auf deren Seiten Ihre Werbung platziert wird, erhalten einen Teil der von Ihnen gezahlten Klickgebühr als Provision. Seit dem Start von Googles AdSense-Programm hat dieser Punkt an Bedeutung gewonnen, da dieses Programm auch Betreibern kleinerer Websites offen steht. Gerade diese semi-professionellen oder privaten Web-Master sind sehr an hohen Klickraten zur Refinanzierung interessiert.

Bei Ihrer Konkurrenz liegt die Motivation anders. Hier ist es das Ziel, Sie in den Ruin zu klicken. Ein willkommener Nebeneffekt: Ihre Anzeige verschwindet für den Rest des Tages, wenn Ihr Tagesbudget verbraucht ist. Bei Suchbegriffen wie „Finanzen“ oder „Industrie“, die bei Overture mit einem Klickpreis von bis zu 2€ gehandelt werden, kommen da schnell größere Summen zusammen.

werbeanzeige.de: Gibt es Zahlen zur Höhe des durch Klickbetrug entstandenen Schadens?

Albert Warnecke: Naturgemäß halten sich die großen Vermarkter sehr zurück wenn es um konkrete Zahlen geht. Die Spanne der Aussagen liegt zwischen „unerheblich“ (offizieller Google-Standpunkt) und 50% (Alarmstudie eines US-Amerikanischen Dienstleisters, der ein Programm zur Erkennung von Klickbetrug verkaufen möchte). „Seriöse“ Schätzungen gehen von bis zu 20% betrügerischen Klicks aus. Da aber gesichertes Datenmaterial fehlt, sind alle Schätzungen sehr schwammig.

werbeanzeige.de: Wie kann ich Klickbetrug erkennen und was kann ich dagegen unternehmen?

Albert Warnecke: Verabschieden Sie sich von der Vorstellung einen einzelnen Klickbetrüger erkennen zu können. Wenn Sie Ihre Klicks von großen Vermarktern beziehen, dann werden die dummen Betrüger bereits ausgefiltert und schaffen es sowieso nicht bis auf Ihre Seite und die Profis, die ihre Identität mit wechselnden User-Agents und IP-Adressen verschleiern, erkennen Sie nicht. Sie werden Klickbetrug deshalb nicht als Betrug, sondern als Verwässerung der Conversionrate wahrnehmen. Konzentrieren Sie sich deshalb darauf herauszufinden, ob die Nutzer eines Vermarkters für Sie profitabel sind.

Den Rechtsanwalt fürchtet der Klickbetrüger nicht, aber mit einem Statistiker können Sie ihm beikommen. Was Sie brauchen ist eine gute Web-Analyse mit deren Hilfe Sie Ihre Nutzer nach Herkunft segmetieren können. Dann errechnen Sie für jedes Segment Kennzahlen wie Kosten pro Nutzer, Umsatz pro Nutzer, Leads pro Nutzer und vergleichen die einzelnen Segmente dann miteinander. Auf diesem Weg können Sie erkennen, welche Traffic-Quellen sich lohnen und welche nicht. Wenn Sie mehr Informationen zum Thema Web-Analyse benötigen finden Sie diese gebündelt auf www.web-analytics.org.

Wenn Sie bei der Durchsicht Ihrer Web-Analyse den begründeten Verdacht haben, dass Sie Opfer eines Klickbetruges geworden sind, sollten Sie sich selbstverständlich an den betreffenden Vermarkter wenden und eine Rückerstattung verlangen. Machen Sie sich dabei aber auf ein langwieriges Verfahren gefasst. Da Klickbetrug die Grundfesten des Geschäftsmodells eines Vermarkters wie Google erschüttert, tut man sich dort sehr schwer überhaupt zuzugeben, dass es so etwas wie Klickbetrug überhaupt gibt.

Klickbetrug.de: www.klickbetrug.de