Google+ hat in dieser Woche die lange und mit Spannung erwarteten Unternehmensseiten veröffentlicht. Auf den Google+ Pages bzw. Google+ Seiten können sich seit Dienstag Unternehmen, Organisationen und Einrichtungen präsentieren. Doch was bringen die Unternehmensseiten? Was können sie? Und braucht man als Unternehmen eine Google+ Seite überhaupt? Wir haben uns die Unternehmensseiten einmal angesehen.

Auch die berühmten Muppets haben eine eigene Google+ Seite

Auch die berühmten Muppets haben eine eigene Google+ Seite

Was bringen Google+ Seiten

Das Design der Google+ Seiten unterscheidet sich kaum von normalen Profilen und Google+ Seiten lassen sich in 4 einfachen Schritten erstellen. Es gibt ein Profilbild, eine Bilderleiste, einen Newsstream und eine Infoseite. Hinzu kommen ein +1-Button, ein Link zum „Seite teilen“ und natürlich auch das Hinzufügen zu Kreisen ist möglich. Google+ Nutzer können einer Unternehmensseite folgen. Andersherum geht das auch, die Google+ Seiten können anderen Seiten und Nutzern folgen und diese einkreisen. Es sind sogar einige Kreise voreingestellt: VIPs, Customers, Follow und Team Members. Das bringt uns auch schon zu den Potenzialen von Google+ Seiten.

Google+ Seiten können den eigenen Followern auch zurück folgen und in Kreise einteilen.

Google+ Seiten können den eigenen Followern auch zurück folgen und in Kreise einteilen.

1. Zielgruppengerechte Ansprache

Durch die Einteilung der Nutzer in Kreise (Circles) kann man auch steuern, wer welchen Post zu sehen bekommt. Special Offers und Sonderangebote an Customer (Kunden), spezielle Informationen für VIPs – vielleicht Journalisten und Influencer der eigenen Branche oder eben öffentliche Posts. Pflegt man auch noch seine Mitarbeiter in den Kreis Team Members könnte man sogar Videokonferenzen über Hangouts (dazu später mehr) starten.

Zu beachten ist aber, dass man nur Nutzer einkreisen kann, die der eigenen Google+ Seite folgen. Es ist also nicht möglich x-beliebig Google+ Nutzer einzukreisen.

2. Integration von Google Produkten

Kaum jemand hat es sofort bemerkt, aber Google+ hat YouTube besser in die Plattform integriert. In der oberen rechten Ecke findet man einen YouTube-Feld. Damit ist es direkt möglich, nach Videos zu suchen und diese anzusehen. Auch Google Docs wurde stärker in das Social Network integriert.

3. Vertipper oder Fehler? Kein Problem

In einem Statusupdate verschrieben oder einen Fehler erst später bemerkt? Anders als bei Facebook oder Twitter ist es nicht notwendig, den Post zu löschen. Google+ bietet einem die Möglichkeit, Statusupdates nachträglich zu bearbeiten. Die Postings auch ein wenig formatiert werden. Über die bekannten Methoden ist es möglich, Text fett zu markieren, Unterstreichungen vorzunehmen oder kursiv zu schreiben. Ein weiterer Vorteil: Kommentare können abgeschaltet werden für bestimmte Postings. Dieses Feature läuft jedoch dem „social“-Gedanken zuwider.

4. Hangouts mit Kunden, Mitarbeitern oder InteressiertenGoogle+ Hangouts on Air

Google+ Seiten können Hangouts starten. Eine großartige Möglichkeit mit seinen Kunden und Followern in direkten Kontakt zu treten. Sicherlich nicht für jedes Business interessant, aber für einige bestimmt. Schneller Videosupport oder eine kleine Diskussionsrunde zu Produkten – vieles ist denkbar.

5. Hangouts mit Extras

Eine Videokonferenz ist schon interessant. Doch mit den Google+ Seiten wurden auch Hangouts mit Extras veröffentlicht. Damit wird es möglich, Google Docs in Hangouts zu integrieren und gemeinsam zu bearbeiten. Sicherlich am spannendsten für interne Videokonferenzen und kurze Team Meetings. Mit den Extras ist es auch möglich, einem Hangout einen Namen zu geben. Für einen Support-Hangout ist ganz besonders interessant das Screensharing. Ein Problem schnell erklären, in dem man einen Teil seiner Bildschirms für das Gegenüber frei gibt.

Google+ WYSIWYG Editor für Unternehmensseiten

Google+ WYSIWYG Editor für Unternehmensseiten

6. Biografie bzw. Informationen mit Layout

Die Biografie auf der Infoseite kann ein klein wenig gestaltet werden. Es gibt einen WYSIWYG-Editor, somit können Hervorhebungen durch fett- und kursiv-Schreibung, Unterstreichung oder Listen vorgenommen werden.

7. Links, Links, Links

Im Profil können in der Biografie Links untergebracht werden, aber auch in der Seitenleiste. Dort können die Firmenseite, das Unternehmensblog und die anderen Social Media Profile verlinkt werden. Auf die SEO-Auswirkungen werden wir in einem späteren Beitrag genauer eingehen. Denn hier bietet Google+ interessante Ansätze.

Welche Nachteile haben Google+ Seiten

Wenn wir uns die Vorteile ansehen, müssen wir auch einen Blick auf die Nachteile werfen. Wer kein Business hat, der sollte auch keine Google+ Seite einrichten. Die Markenrechte sollten in der eigenen Hand liegen. Ebenso stellt sich die Frage nach dem richtigen Namen. Dazu muss man ein Bewusstsein darüber haben, was eigentlich die eigene Marke ist. Heißt mein Unternehmen Müller, Meier, Schulze GmbH, mein Produkt aber „Supertollesprodukt“ muss man sich darüber im klaren sein, unter welchem Namen meine Nutzer die Google+ Seite erwarten.

1. Fake-Profile und unwissende Mitarbeiter

Ein Problem kann der Wildwuchs sein. Übereifrige Agenturen oder Mitarbeiter, die eine Google+ Seite angelegt haben. Denn nach den Richtlinien dürfen nur autorisierte Personen eine entsprechende Unternehmensseite anlegen. Erschwert wird das Problem dadurch, dass es bislang keine Multi-Admin-Funktion gibt. Der Account, der die Google+ Seite angelegt hat, ist alleiniger Herrscher über den Inhalt.

Was ist, wenn die falsche Unternehmensseite plötzlich schneller wächst als die echte oder es gar kein echtes Google+ Unternehmensprofil gibt?

Was ist, wenn die falsche Unternehmensseite plötzlich schneller wächst als die echte oder es gar kein echtes Google+ Unternehmensprofil gibt?

2. Kontinuierlich im Blick behalten

Für Google+ Seiten gibt es keinen autorefresh, wenn neue Statusupdates hinzukommen. Ist ein Nutzer auf der Google+ Seite und es wird ein Statusupdate veröffentlicht, so sieht der Nutzer diesen Beitrag nicht bis er die Seite manuell neu lädt. Damit können Informationen schon mal verloren gehen. Ein weiterer Nachteil: Die kleine rote Infobox mit Benachrichtigungen fehlt. Die Google+ Seite wurde eingekreist? Zu einem Statusupdate wurde ein Kommentar geschrieben? Benachrichtigt wird man nicht.

3. Social Commerce, Wettbewerbe und Gewinnspiele – Fehlanzeige

Auf den Google+ Unternehmensseiten ist kein Social Commerce möglich. Facebook Pages können durch Tabs individualisiert werden. In diesen Tabs auf Facebook lassen sich umfangreiche Anwendungen veröffentlichen, sogar ganze Shops sind möglich. Google+ Seiten sehen eine solche Individualisierung nicht vor. Und auch in den Google+ Richtlinien für Unternehmensseiten wird eine solche Anwendung ausgeschlossen. In den Richtlinien heißt es:

„Alle auf Ihrer Google+ Seite durchgeführten und veröffentlichten Wettbewerbe, Gewinnspiele, Angebote, Gutscheine und ähnlichen Werbeaktionen müssen zusätzlich den Wettbewerbs- und Werberichtlinien für Google+ Seiten entsprechen. Sie dürfen auf Google+ Seiten Links zu Anwendungen veröffentlichen, sofern diese Anwendungen den Entwicklungsrichtlinien der Google+ Plattform entsprechen. Sie dürfen auf Ihrer Google+ Seite keine Werbung von Dritten zeigen.“

Wenn man nun die Wettbewerbs- und Werberichtlinien ansieht, erkennt man sofort das Problem:

„Sie dürfen Wettbewerbe, Gewinnspiele, Angebote, Gutscheine und ähnliche Werbeaktionen (im Folgenden zusammenfassend „Werbeaktionen“) nicht direkt auf Ihrer Google+ Seite durchführen oder anbieten. Stattdessen können Sie von Ihrer Google+ Seite auf eine separate Website verlinken, auf der die Werbeaktion durchgeführt wird.“

Eine iPad-Verlosung auf Google+, um die Follower-Anzahl zu steigern, ist ausgeschlossen. Google+ erlaubt lediglich Links zu externen Seiten. Von Facebook weiß man, dass diese Medienbrüche nicht gut bei Nutzern ankommen. Das ist schon ein großes Manko und eine Einschränkung. Und ein elementarer Nachteil gegenüber Facebook Seiten.

Ein erstes Fazit zu Unternehmensseiten auf Google+

Google+ wurde von vielen als der Facebook-Killer angepriesen. Nach dem Launch der Unternehmensseiten auf Google+ wurde schnell von einigen Seiten propagiert, dass Unternehmen jetzt auch Publisher seien. Doch das sind sie nicht erst seit dem es Google+ Unternehmensseiten gibt, sondern schon seit den ersten Unternehmensblogs, Twitter, Facebook – seit es das, was wir Social Media nennen eben gibt. Im Grunde ändert sich erst einmal nichts für Unternehmen. Abgesehen davon, dass ein neuer Kommunikationskanal dazu gekommen ist.

Wenn man diesen neuen Kanal nutzt, dann sollte man sich über die Vor- und Nachteile im klaren sein. Insbesondere müssen sich Unternehmen vor Augen führen, dass die Kommunikation bei Google+ Seiten im Vordergrund steht. Eine Google+ Seite bringt nichts, wenn dem Social Media Verantwortlichen nach 2 Monaten die Themen ausgehen oder es keine Ressourcen gibt, um auf die Fragen und Erwartungen der Nutzer einzugehen.

Google+ Unternehmensseiten sind kein Game Changer. Sie sind eine interessante, neue Möglichkeit mit Konsumenten in Kontakt zu treten. Nutzen sollte man diesen neuen Kanal nur, wenn er in die Social Media Strategie passt.