Seitdem im Jahr 1998 das erste Google Doodle zu Ehren des Burning Man Festivals erschien (wohlgemerkt von Lary Page und Sergey Brin selbst designed), wurden über 1.000 Doodles erstellt und genutzt. In den meisten Fällen geht es thematisch um Geburts- oder Todestage bekannter Persönlichkeiten, aber auch Feiertage, wie Halloween oder der Tag der deutschen Einheit, dienen als Anlass. Grund genug, sich die Doodles einmal genauer anzuschauen. Dazu hat mein geschätzter Kollege Johan v. Hülsen Trafficdaten im Zeitraum September bis Dezember 2011 erhoben, welche die Pageviews der Wikipedia Artikel des jeweiligen Doodle Themas wiedergeben.
Demnach gliedert sich dieser Artikel in 3 Punkte:
- Ergebnisse der Doodle Analyse
- Wann bringt ein gutes Doodle Traffic?
- Wie kann man die Doodles für sich nutzen?
1. Ergebnisse der Doodle Analyse
In 2011 wurden insgesamt 252 Doodles veröffentlicht, davon allein 27 im November.
Ranking
Die Auswertung der Daten bringt einige interessante Fakten ans Licht. So ranken zum Beispiel alle Wikipedia Artikel der Doodles auf Platz 1 (mit Ausnahme des Doodles zum 13. Geburtstag von Google vom 27. September: #4). Dass Wikipedia die stärkste Seite im Netz überhaupt ist, verursacht mittlerweile kein Stirnrunzeln mehr. Dass es für die Doodle Themen jedoch noch keine Seiten gibt, ist dann doch eher verwunderlich.
Wochentage
Bei der näheren Betrachtung der Wochentage bestätigt sich die Annahme, dass Freitag der trafficstärkste Tag ist, dicht gefolgt vom Mittwoch. Der Dienstag schneidet besonders schlecht ab. Dazu ist zu anzumerken, dass keines der analysierten Doodles an einem Sonntag erschienen ist.
Feiertags-Doodles bringen weniger Traffic als erwartet: Der Tag der deutschen Einheit hat 147.000 Pageviews, Halloween hat 203.000 Pageviews. Allerdings ist dem hinzuzufügen, dass der Wettbewerb für Feiertage meist höher ist, als bei personenbezogenen Anlässen.
Bekanntheit
Die Bekanntheit, der mit einem Doodle geehrten Personen, lässt keinen Rückschluss auf den Traffic zu. Feiertage seien hier außer Acht gelassen. Ein Franz Liszt Doodle verzeichnet beispielsweise 7.000 Pageviews, ein Mark Twain kommt auf ganze 283.000. Der Top Scorer der Analyse ist mit 590.000 Pageviews allerdings Albert von Szent, der Entdecker des Vitamin C.
Das Doodle mit dem meisten Traffic für die Wikipedia Seite war nicht, wie viele andere, aufwendig animiert, sondern ein schlichtes Logo (siehe links). Schlussendlich wirkt sich die Bekanntheit des Themas nicht auf den Traffic aus, sondern hängt stark mit der Gestaltung des Doodles zusammen, was mich zum nächsten Punkt führt.
Aufwand
Eine These, die ich mir vor der Auswertung der Analyse aufgestellt hatte, war, dass üppig animierte Doodles mehr Clicks erhalten, als schlichte. Ein Beispiel für ein umfassend animiertes Doodle ist das von Stanislaw Lem vom 23.11.2011. Der polnische Philosoph und Autor wurde vor allem durch seine wegweisenden Science-Fiction Romane bekannt und diente sogar der TV Serie Futurama teilweise als Vorbild. Ihm zu Ehren bastelte Google eine umfangreiche Animation. Ebenso das Freddie Mercury Doodle, in dem die animierte Gruppe den Hit „Don’t stop me now“ sang, sich bewegende Muppets zu Ehren von Jim Henson oder ein Halloween Video, in dem fleißige Googler Kürbisse schnitzten (siehe unten).
Die soeben genannten Doodles brachten es im Schnitt auf nur 160.000 Pageviews, was mich zu der Annahme führt, dass Animationen und Filme oft zu lange Dauern, zumal es auch keine Skip Funktion gibt. Für meine These spricht auch der Traffic der Wikipedia Seiten Albert von Szent und Mark Twain (283.000 Pageviews). Die Schlussfolgerung lautet hier: Doodles, deren Animation oder Videos lange dauern bringen nicht mehr Traffic als weniger technisch und optisch gestaltete Doodles. Als subjektiven Richtwert würde ich hier maximal 1-2 Minuten angeben, danach ist die Aufmerksamkeitsgrenze erreicht.
Das wohl aufwendigste Doodle war Pacman von 2010, in dem man 255 Levels spielen konnte (siehe unten). Wer sich die Google Doodles von 2011 einmal anschauen möchte, sollte dem Doodle Museum einen virtuellen Besuch abstatten: Doodle Musem.
Wettbewerb
Wie stark die jeweiligen Themen der Doodles umkämpft waren, wurde anhand der Google News Meldung des Erscheinungstags der Doodles bemessen. Klarer Spitzenreiter und somit am heftigsten umkämpft war Halloween mit 268 Google News Meldungen, klar entfernt von den durchschnittlichen 12 Google News Meldungen. Entgegen der Annahme viel Wettbewerb verringert den Traffic, weist das Halloween Doodle bei 268 Google News Meldungen immer noch 203.000 Pageviews auf, während das Franz Liszt Google Doodle bei 17 Google News Meldungen nur auf 7.000 Pageviews kommt. Demnach hat der Wettbewerb bei Google Doodles keine Auswirkungen auf den Traffic der einzelnen rankenden Seiten.
Sehr viele Doodles behandeln thematisch zyklische Ereignisse, wie z. B. Feier- oder Unabhängigkeitstage. Dieser Traffic lässt sich für Websites, deren Content dieses Thema behandelt, gut nutzen und wird in der unten zu sehenden Grafik am Beispiel vom mexikanischen Unabhängigkeitstag veranschaulicht.
2. Wann bringt ein Doodle Traffic?
Was auf den Traffic keinerlei Auswirkungen hat, sind Wettbewerb und Bekanntheit des Doodle Themas. Im folgenden stelle ich drei Kriterien vor, die den Traffic, der über ein Doodle auf die Website kommt wesentlich beeinflussen. Sind diese drei Kriterien erfüllt, so erhöht sich der Traffic des Themas spürbar.
Kriterium 1
Deutliche Unterschiede gibt es allerdings in der Wahl des Wochentags und da bringt ein Doodle mittwochs und freitags ohne Probleme 100.000 Pageviews mehr als an anderen Tagen.
Kriterium 2
Die Gestaltung des Doodles spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bezüglich des Traffics: Zwar sind Videos, interaktive Animationen und sogar Spiele schön und abwechslungsreich, allerdings brechen viele User diese vor dem Ende ab und kommen somit nicht auf die SERPs des Doodles, was natürlich Traffic kostet. Meiner Meinung nach sind jene Doodles am ertragreichsten, die das Interesse des Users wecken und zum Anklicken bewegen.
Kriterium 3
Zu guterLetzt ist natürlich das Ranking des Doodle Keywords wichtig. In unserer Analyse rankten fast alle Wikipedia Artikel in den SERPs auf Platz 1, was meiner Meinung nach ein Indikator für Spielraum von Themenseiten ist.
3. Wie kann man die Doodles für sich nutzen?
Interessant werden die Doodles, wenn die eigene Website oder ein Projekt das Thema eines Doodles trifft. Betreibe ich beispielsweise einen Blog über Thailand, so kann ich nicht nur den National Thailand Day für meine Site nutzen, sondern auch andere diverse Feiertage und Personen aus dem Land. Selbst bei einmaligen Doodles wird sich dies, zumindest am Erscheinungstag, stark auf den Traffic der Site auswirken; bei zyklischen Ereignissen natürlich regelmäßig. Genauso könnte z.B. ein Blog über Autos von dem Geburtstag des Erfinders des Ottomotors profitieren.
Der, wenn auch teilweise kurzzeitig, ausgelöste Buzz sollte nicht unterschätzt werden. Am deutlichsten wird dies wohl an dem Beispiel von Mark Twain (siehe unten).
Wie zu sehen ist, bleibt das Suchvolumen relativ konstant, bis zu dem 30. November, dem Erscheinungsdatum des Markt Twain Google Doodles. An diesem Datum sehen wir einen starken Peak, der eindeutig für die Trafficzunahme durch das Google Doodle spricht. Interessante Trafficdaten gibt auch eine Präsentation von Martin Missfeldt wieder. Demnach bringt ein Doodle einer Seite, die zu einem Doodle auf Position 11-12 rankt, ca. 500-1.000 Besucher, Position 7-10 schon 1.000-2.000 und Position 4 satte 3.000-5.000.
Ein Auge auf die Doodles zu haben lohnt sich also, denn früher oder später erscheint für jedes Thema ein geeignetes Doodle, über das sich Traffic gewinnen lässt. Bei zyklischen Ereignissen ist dieser Traffic-Peak sogar vorauszusagen und damit noch effektiver, da man seine Seite darauf hin optimieren kann. Diese Chance sollte man sich nicht entgehen lassen.
Pageviews für Wikipedia-Artikel, wie kommt man denn an solche Daten?
Kann es sein, daß der Link zur Präsentation von Martin Mißfeldt nicht stimmt?
Fragen über Fragen… 🙂
Ich habe bis jetzt nur über die beiden Doodles „Silvester 2011“ und „Neujahr 2012“ geschrieben, diese bringen aber noch immer Traffic auf die Seite…
Ein Doodle ist wirklich ein toller Traffic-Lieferant, doch möchte ich nicht viel über die Doodle schreiben, da es ja schon genügend andere tun.
So lese ich auch gerne die Doodle Artikel von Martin Mißfeldt, die sehr ausführlich geschrieben sind und irgendwie das Interesse für ein einfaches Bild wecken können (was Worte bewirken können!)…
LG, Meli
Hi,
Super Beitrag! Mittwochs kommen also die meisten Doodles, weiß man das auch 😉
Grüße
Gretus
Ganz abgesehen von dem kleinen SChmunzeln das viele Doodles einem aufs Gesicht zaubern ist es ganz richtig dass man Sie für Traffik nutzen kann… jedoch macht das auch nur für Themenrelevante Blogs einen Sinn oder?
Für alle anderen Seiten ist das eher weniger Seriös!
Hallo Tim. Das Thema muss natürlich zum Blog / zur Seite passen, allerdings kann man hier sehr kreativ agieren. Hat man z.B. einen Blog über Mode, könnte man auch zum Geburtstag eines bekannten Designer (insofern Doodle vorhanden) etwas schreiben o.ä. (nehmt mein Beispiel jetzt bitte nicht für bare Münze 😉 ). Natürlich könnte es für z.B. E-Shops schwierig werden, Traffic über Doodles abzugreifen.
Viele Grüße
Kevin
Google-Doodle feiert Geburtstage…
Den Eindruck habe ich irgendwie schon lange, Google liebt Geburtstage und zeigt am häufigsten Doodles zu den Ehrentagen von Personen der Zeitgeschichte. Aber ist das wirklich so? Seit einigen Wochen gibt es eine schöne Doodle-Übersichtsseite, die durch…
[…] Bei twitter gibt es dafür extra die “trending topics”. Anhand der Trends kannst du natürlich auch Artikelideen finden die dann mitunter auch jede Menge Traffic aus der Suchmaschine liefern. Das kann man sich übrigens auch bei den Doodles von Google zu nutze machen. […]
Hilfe! ich will meine ganz normale GOOGLE seite wieder haben– ohne Doodles. Was mus ich da machen?