Passend zur ARD Themenwoche “Leben mit dem Tod” haben wir einen Blick auf einige der Geschäftsmodelle im Internet geworfen, die von der Arbeit mit dem Unausweichlichen profitieren – gestorben wird bekanntermaßen immer.
Accountverwaltung
Das wohl bekannteste und schon häufig von den Medien aufgegriffene Modell ist die Verwaltung des digitalen Nachlasses. Wer stirbt hinterlässt oft eine Vielzahl an Accounts, Mitgliedschaften und sonstigen Vernetzungen: persönliche Nachrichten im Facebook-Postfach, wichtige Geschäftskorrespondenz im Email-Konto oder der Login zum Onlinebanking und so finden sich Angehörige plötzlich mit der Aufgabe wieder, die letzten digitalen Angelegenheiten des Verstorbenen zu regeln, was ohne Vorbereitung und passende Zugangsdaten zeitaufwendig und nervenaufreibend werden kann.
Eine einfache Möglichkeit, die wichtigsten Informationen über das eigene digitale Leben nach dem Tod für andere zugänglich zu machen, sind Dienste wie LegacyLocker.com. Neben Zugangsdaten können auch Dateien hinterlegt werden, sodass Geburtsurkunden, Mietverträge und andere Dokumente, die nach dem Tod plötzlich noch wichtiger werden, als Scan verfügbar sind.
Was Dienste wie diesen von einer verschlüsselten Festplatte unterscheiden ist das Zugangsmanagement: Für jede einzelne Information und jedes Dokument kann ein eigener Empfänger festgelegt werden, sodass im Trauerfall jeder nur so viel sieht wie er muss.
Bei LegacyLocker muss der Tod durch zwei vorher bestimmte Vertrauenspersonen und die Sterbeurkunde bestätigt werden, erst dann können sie und die anderen Datenempfänger auf den digitalen Nachlass zugreifen.
Wer nicht auf Beratung verzichten möchte ist bei dem, auf das Netz spezialisierten Nachlassverwaltern, Freiburger Unternehmen Semno besser aufgehoben. In Anbetracht des Risikos, dass der Wert von digitalen Gütern wie z.B. Domains von unbedarften Angehörigen leicht verkannt werden kann, ist die gründliche Prüfung durch Experten ratsam. Semno untersucht zusätzlich zu den Onlineaktivitäten auch noch die Festplatte im Rechner des Toten, der per Post eingeschickt wird und dann entweder zurückgesendet oder gespendet werden kann.
Erinnerungswebsites
Services wie Memorial Gardens, Remembered und das deutsche Gedenkseiten.de haben das Ziel, Menschen nach dem Tod nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und geben Angehörigen und Freunden die Möglichkeit, ein Profil des Verstorbenen anzulegen und über Kommentare und das Anzünden virtueller Kerzen öffentlich zu trauern.
Die Monetarisierung solcher Portale dürfte sich schwierig gestalten: Ein kostenpflichtiges Premium müsste in Anbetracht der durchweg kostenlosen Konkurrenz echten Mehrwert bieten und Werbung auf Gedenkseiten schreckt Nutzer ab. Gedenkseiten.de umgeht das Problem als Nebenprodukt, das von werbefinanzierten Seiten wie http://www.erbrecht-heute.de/ mitgetragen wird.
Als private Gedenkseite kann auch das Facebookprofil genutzt werden, das mittels eines speziellen Kontaktformulars in den “Gedenkzustand” versetzt und dadurch nur noch von bestätigten Freunden eingesehen werden kann.
QR-Codes auf Grabsteinen
Im Beitrag “Vom Grabstein ins Internet” der ARD Themenwoche stellt sich Steinmetz Andreas Rosenkranz vor, der auf Grabmal.info Grabsteine mit QR-Codes anbietet, über die Friedhofsbesucher in Verbindung mit Smartphone oder Tablet digitale Erinnerungen an den Verstorbenen abrufen können.
Die Codes werden mit einem speziellen Sandstrahler im Stein verewigt und damit scheinbar für die Ewigkeit gemacht – solange die dahinterliegende Website abrufbar bleibt. “Cool URLs don’t change” ist nicht nur für SEO essentiell.
Affiliates des Todes
Affiliatemarketing ist Kundenvermittlung auf Provisionsbasis und findet sich in fast allen Bereichen des Internets wieder. Für viele Unternehmen ist es ein wichtiger Kanal um ihre Reichweite zu steigern. Wer als Affiliate auf der eigenen Website erfolgreich Kredite, Versicherungen oder Handyverträge vermittelt, wird am Gewinn des Unternehmens beteiligt und so für seine Werbeleistung bezahlt. Dieses Modell findet sich in nahezu allen Branchen wieder und so werden auch mit dem Tod Provisionen verdient:
Bestattungen.de bietet einen Vergleichsservice für Beisetzungen an, bei dem Trauernde nach dem schnellen Beantworten einiger Fragen zu ihren Vorstellungen direkt Angebote erhalten – zahlen muss der Bestatter für diese Werbung erst, wenn ein Kunde über die Website zu ihm gelangt und er selbst auch daran verdient. So profitieren die Bestatter ohne eigenen Zeiteinsatz von der Optimierungsarbeit des Portals. SEO ist auch im Themenbereich “Tod” also nach wie vor quicklebendig.