DRadio Wissen –  Erster öffentlicher Austritt aus Google+

Nachdem DRradio Wissen am vergangenen Donnerstag bei Google+ seinen offiziellen Rückzug von der Plattform verkündet hatte, erreichten viele Kommentare das Redaktionsteam. Die Reaktionen reichten von Verständnis für diesen Schritt bis hin zu Empörung.

Was genau war passiert?

Mit dieser Meldung verabschiedete sich die Redaktion bei der Google+ Community. Deutlich zu sehen; die Meldung wurde daraufhin 56 Mal geteilt. Offensichtlich hat die bis dahin eher zurückhaltende Community diesen Rücktritt also sehr überrascht wahrgenommen. Am folgenden Tag hat das Redaktionsteam auf Grund der vielfältigen Reaktionen eine einstündige Radiosendung zu dem Rückzug gestartet, um sich mit den Fans und Interessierten auszutauschen.

Mit diesem Schritt hat das Team von DRadio Wissen als einer der ersten Google+ Player eine solche Vollbremsung vollzogen und sich öffentlich dazu bekannt, dass es nicht läuft. Mit dieser Entscheidung hat sich das Team aus zwei Perspektiven einen Gefallen getan:

  • Die Community wurde aufmerksam gemacht und hat mit seinen vielen Kommentaren und Ratschlägen Informationen über Content Wünsche und Vorstellungen gegeben, welches DRadio Wissen unter Umständen in der Vergangenheit gefehlt hat.
  • Basierend auf dem Austausch mit den Fans innerhalb der Radiosendung und den zahlreichen Kommentaren hat die Redaktion sich am Ende dazu entschlossen, die Plattform Google+ nicht zu verlassen, sondern mit einem professionelleren, überarbeiteten Profil und Inhalten aktiv zu bleiben. Es wurde damit parallel klar, dass die Fans nicht auf die Inhalte von DRadio Wissen verzichten möchten und eine starke Nachfrage besteht.

Was an diesem Beispiel sehr deutlich zu erkennen ist: Google+ ist durchaus eine herausfordernde Plattform. Haben einige Community Manager und Unternehmen vielleicht gedacht, dass sich eine Bespielung der Google+ Community ähnlich wie bei Facebook gestaltet, so wurden sie schnell eines besseren belehrt. Das geht aber nicht nur kleinen oder mittelständischen Unternehmen so, davor können sich auch große Marken nicht immer schützen.

Bei Zalando ist beispielsweise ganz deutlich zu erkennen, dass Inhalte kaum Interaktionen hervorufen. Zwar spielt Zalando nicht 1:1 die Inhalte aus, die bei Facebook gepostet werden (Crossposting), somit ist ein Vergleich der Interaktionen nicht möglich, es ist jedoch stark zu beobachten, dass Postings mit Produktbildern zum Teil gar nicht oder nur sehr verhalten geliked oder kommentiert werden.

Verdeutlicht wird es an dem Produktbild eines Sneakers – dieses Bild wäre bei Facebook sicherlich stärker geliked und auch geteilt worden. Auf Google+ ruft es ein Like und zwei Kommentare hervor. Ähnlich verhält es sich auch mit Styling-Umfragen. Diese rufen auf Facebook regelmäßig sehr hohe Interaktionen hervor; bei Google+ ist das genaue Gegenteil zu beobachten.

Doch woran mag das liegen, dass Google+ nicht wie geschnitten Brot funktioniert? Welches Geheimrezept steckt hinter der Content Gestaltung für Google+? Warum ist Google+ in den USA erfolgreicher als in Deutschland?

Zunächst sei gesagt; der Vergleich USA – Deutschland sollte nicht vorgenommen werden und nicht als Maßstab für die eigenen Google+ Aktivitäten gesehen werden. Die Mentalität und der Umgang mit dem Internet der Amerikaner unterscheidet sich deutlich von dem Internetverhalten der Deutschen.

Vielmehr sind Faktoren wie Crossposting, das Kennen der eigenen Zielgruppe und eine Interessen Analysen zu beachten. Aber auch Gestaltungsaspekte spielen eine wichtige Rolle.

Google+ Formatierung und Strukturierung

Bei Google+ werden viele Möglichkeiten geboten den Content optisch aufzufrischen. Man kann Wörter oder auch ganze Sätze fett, kursiv oder auch durchgestrichen formatieren. Mit diesen Formatierungsmöglichkeiten sind Texte ähnlich interessant zu gestalten, wie auch in einem klassischen Artikel.

Die Zeichenanzahl ist bei Google+ im Vergleich zu Twitter (140 Zeichen) nicht beschränkt. So hat man die Möglichkeit Texte mit bis zu 100.000 Zeichen zu verfassen. Bei Facebook sind es nur 63.206. Aber würden Facebook-Leser solche langen Texte lesen? Bei Google+ hat sich schon früh der Trend gezeigt, dass Personen oder Unternehmen das Profil als Art Blog verstehen und dementsprechend bespielen. Ob die Google+ User eher längere Texte lesen ist bisher wissenschaftlich noch nicht bewiesen, dass sich jedoch eine völlig unterschiedliche Nutzergruppe innerhalb des Netzwerkes aufhält, dass ist aus verschiedenen Studien bereits bekannt.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Dieser altbekannte Spruch lässt sich gut im Bezug auf Google+ verwenden und untermauert stark die Fotofunktion von Google+. Speziell durch das jüngst veränderte Design zeigt Google, welchen Stellenwert Fotos haben – sie sind und sollen in den Vordergrund rücken. So fällt ein großes Bild im  Google+ Stream viel stärker auf als ein Text, der einfach nur gepostet wird.

Am Beispiel von DRadio Wissen, die bis jetzt schon einige Details umgesetzt haben, kann ein Post auch so aussehen.

Der Post wirkt wie ein kleiner Artikel, ist gut leserlich und strukturiert aufbereitet und unterscheidet sich ganz deutlich von einem Facebook Post.

Crossposting – Zeitfrage oder Community Management?

Das sogennante Crossposting ist eine häufige Ursache für nicht laufende Google+ Seiten. Beim Crossposting werden zum Beispiel Twitter oder Facebook Inhalte 1:1 in dem Google+ Profil gepostet. Hinterfragt man sich einmal persönlich – man liest doch Artikel von unterschiedlichen Publishern, um die verschiedenen Perspektiven eines Themas zu durchdringen. Ähnlich funktioniert es auch in den sozialen Netzwerken. Es gibt Google+ Fans, die bewusst einem Unternehmen nicht auch auf Facebook folgen. Google+ und Facebook sind zwei Netzwerke, die unterschiedliche Ansätze verfolgen, dementsprechend sind auch die Ansprüche an die Inhalte unterschiedlich.

Wird beim Crossposting nun aber nicht auf diese Ansprüche geachtet, dann werden die Fans unter Umständen ganz schnell vergrauelt und gelangweilt und ein Besuch auf der Seite wird seltener. Crosspostings können bei manchen Themen (z. B. bestimmten Aktionen) funktionieren, sie sollten dennoch eine Ausnahme bleiben. Oder würden Sie einen Twitter Post, der auf 140 Zeichen beschränkt ist, bei Google+ als attraktiven und lesenswerten Content bezeichnen?

Auffallen oder untergehen

Wer in Zeiten von Informationsüberflutung seinen Platz finden will und die Aufmerksamkeit seiner Leser auf sich ziehen möchte, der sollte sich ganz klar Gedanken über folgende Punkte machen:

  • Welche Zielgruppe folgt dem Unternehmen in welchem sozialen Netzwerk?
  • Welche Ansprüche hat die Zielgruppe?
  • Welche Inhalte sollen in den sozialen Netzwerken ausgesteuert werden?
  • Wie können Inhalte so präsentiert werden, dass der Leser damit interagiert?
  • Warum bin ich in unterschiedlichen sozialen Netzwerken aktiv?

Um für die eigene Seite die richtige Strategie zu finden, sollte selbstverständlich eine gewisse Vorlaufzeit einkalkuliert werden und anfänglich wird es ein tägliches Ausprobieren und Testen sein. Je mehr getestet und ausprobiert wird, desto genauere Einblicke erhält man darüber, welche Ansprüche an die Inhalte gestellt werden und desto eher können sich Erfolgserlebnisse einstellen.

Zu Beginn eignet sich daher auf jeden Fall eine offene Frage an die Fangemeinde, welche Inhalte erwartet werden, was vielleicht nicht gewünscht ist. So werden die Leser von Anfang an eingbunden und als Community Manager hat man erste Anhaltspunkte für eine Content Strategie.

Den Einstieg in Social Media Marketing erläutern und an diese Grundsätze anknüpfen wird auch der Social Media Basis Workshop am 18. Juli in Hamburg.  Auf der Agenda stehen die Themen:

– Social Media im Marketing-Mix 
– DAS soziale Netzwerk Facebook
– Google+ als neuen Kanal nutzen
– Echtzeit-Community Twitter
– Businessnetzwerke effektiv nutzen

Noch bis zum 30. Juni sind Early Bird Tickets (399€ statt 699€ ) erhältlich.