Das Canonical Tag ist mittlerweile in unserem SEO-Alltag angekommen. Im Februar diesen Jahres wurde es mit tosendem Applaus und großer Euphorie begrüßt – zu Recht! Denn endlich ist es möglich, saubere Lösungen für Duplicate Content beim eigenen Projekt zu finden, der unbeabsichtigt durch Parameter-URLs, Kategoriesysteme, Tags und Ähnliches erzeugt wird. Wie das Canonical Tag funktioniert, soll hier nur noch ganz kurz erläutert werden: eine Datei bekommt im Header die Information mit, ob sie ein Original oder ein Duplikat ist. Ist sie ein Duplikat, verweist sie im Header auf die Ursprungsquelle. Ein einfaches Beispiel: eine Seite, die über viele verschiedene Partner-ID-URLs erreichbar ist, bindet sich selbst als Original per Canonical in den Header ein und macht damit deutlich: „Du bist zwar über eine Parameter-URL gekommen, ich bin aber eigentlich nur diese einzige Datei auf dieser einzigen URL.“ Google hat das alles im Webmaster Central Blog bereits im Februar hervorragend erklärt.

Soweit, so gut. Was Stefan Fischerländer in seinem Experiment im Mai bereits angedeutet hat, ist heute Realität – mit Vorteilen und einigen nicht zu unterschätzenden Gefahren! Denn ganz gleich, ob Google immer wieder deutlich macht, dass das Canonical Tag kein 301 Redirect ist und die Kopie der Seite dem Original zumindest fast gleichen sollte – Google behandelt das Canonical Tag wie einen 301. Will sagen: noch ist es absolut gleichgültig, ob die Seite, die das Canonical Tag im Header trägt, auch nur ansatzweise so aufgebaut ist wie die Seite, auf die sie sich bezieht.

Und hier beginnen die Probleme: ganz abgesehen von dem Schabernack, den man damit treiben kann (und der mit Sicherheit nicht lange gut gehen wird), die Gefahr eines solchen Tags ist immens. Gibt es doch viele große oder hauseigene CMS, die mit dem noch relativ jungen Tag nicht wirklich perfekt umgehen können. Es könnte also passieren, dass ich an einer Stelle versuche, nach bestem Wissen und Gewissen ein Duplicate Content Problem auf meiner Seite zu lösen und automatisiert das Canonical Tag auf Seiten eingebaut wird, auf denen es gar nicht landen sollte. So kann es passieren, dass man sich unzählige Seiten aus dem Index haut, indem man z.B. auf die Startseite oder eine Übersichtsseite verweist. Und verfluchte Axt: Google ist verdammt schnell, wenn’s um das Canonical Tag geht! Einmal erzählt: „Du, ich bin gar kein Original“ – schon haut’s einen raus! Und die „Original-Seite“ kann dann zwar zu einigen Keys ranken, aber wer will das schon? Google dann klarzumachen, dass man einen Fehler gemacht hat, geht nicht ansatzweise so schnell!

Daher ganz klare Empfehlung: wenn ein Canonical Tag gesetzt wird (generell eine gute Sache), dann auf jeden Fall checken, ob es irgendwo gelandet ist, wo es nichts verloren hat.